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Ikea Haus: Gravierende Mängel

Berlin, 07.05.2010: Das Ikea-Haus kommt nach Deutschland. In Wiesbaden können Käufer ein Boklok-Reihenhaus mit drei Zimmern ab 199 000 Euro erwerben. Der Schnelltest in Zusammenarbeit mit den Verbraucherzentralen Bremen und Rheinland-Pfalz klärt, welche Ausstattung das Haus hat, ob Zusatzkosten entstehen und auf was sich der Kunde einlässt. 

 

Reihenhaus ohne Tapete und Fußboden 

Baust Du noch oder wohnst Du schon? Ikea bietet die ersten Boklok-Reihenhäuser hierzulande in Wiesbaden, Offenbach und Hofheim an. Hersteller ist die Baufirma Bien-Zenker. Das größere Heim mit 102 Quadratmetern Fläche auf zwei Etagen kostet 268 500 Euro einschließlich Grundstück. Für das Dreizimmerhaus mit 84 Quadratmetern verlangt das Möbelhaus 198 500 Euro. Im Preis nicht enthalten sind Malerarbeiten und Fußbodenbeläge. Beide Häuser haben keinen Keller. Üblicherweise kommen auch noch die Kosten für Notar, Grundbucheintrag und Grunderwerbssteuer hinzu. Dafür werden für das kleinere Reihenhaus in Wiesbaden nochmals fast 11 000 Euro fällig. 

Vertragsklauseln benachteiligen Käufer 

test.de hat mit Experten der Verbraucherzentralen Bremen und Rheinland-Pfalz den Bauvertrag für das Ikea-Reihenhaus in Wiesbaden-Auringen geprüft. Etliche Klauseln benachteiligen den Kunden gravierend. Die Baufirma behält sich Änderungen an den Bauleistungen, den Bauplänen und der Baubeschreibung vor, ohne dafür triftige Gründe zu nennen. Die genannten Änderungsgründe „bauübliche Toleranz“ und „innerhalb der Regeln der Baukunst“ sind zu ungenau und deshalb unwirksam. Vom Kunden verlangt der Anbieter hingegen die vollständige Schlussrate auch wenn noch Restarbeiten ausstehen. Die Haftung der Firma für Baumängel wird unzulässigerweise eingeschränkt. Einen Fertigstellungstermin garantiert Bien-Zenker nicht. 

Baubeschreibung ist so ungenau wie möglich 

An Hand der Baubeschreibung soll sich der Kunde ein genaues Bild machen können, welche Bauleistungen er für sein Geld bekommt. Er erfährt wie Wände, Fensterund Türen beschaffen sind und welche Anschlüsse und Fliesen er in Bad und Küche findet. Das ist aber nicht so auf den fünf Seiten Baubeschreibung für das Boklok-Haus. Darin bleiben viele Lücken. Der Kunde muss sich etwa überraschen lassen, welche Fenster mit welchem Glas und welchem Rahmen er eingebaut bekommt. Ob die Rollläden tatsächlich aus Aluminium sind, wie es die Werbung verkündet oder doch aus Kunststoff, geht aus der Beschreibung nicht hervor. 

Hören, was der Nachbar sagt 

Erhöhten Schallschutz für die Trennwände zwischen den Häusern zählt die Werbebroschüre als Vorteil auf. Davon ist in der Baubeschreibung aber nicht mehr die Rede. Der dort garantierte Schallschutz erfüllt nicht einmal die aktuellen Standards. So sind die Bewohner über jede Rauferei in Nachbars Kinderzimmer gut informiert. Wie die Trennwände genau aufgebaut werden, ist der Baubeschreibung nicht zu entnehmen. Dafür gibt es Aussagen über die Außenwände: Die innere Haut besteht aus einer Gipskartonfeuerschutzplatte von 18 Millimetern Stärke. Danach folgt die Dampfdiffusionsbremse, die eine PE-Folie ist und keinesfalls beschädigt werden darf. Das heißt, es können keine Schrauben oder Nägel eingeschlagen und auch keine zusätzlichen Steckdosen installiert werden. 

Energiekosten sind zu hoch 

Strom und Heizwärme muss der Käufer laut Vertrag vom „Contractor“ evb mbH beziehen - und das 15 Jahre lang. Solange darf der Bewohner nicht zu einem günstigeren Energieversorger wechseln. Erzeugt wird die Energie für die Ikea-Häuser in einer kleinen Anlage aus Biomasse-Pelletkessel, Brennwert-Kesselanlage, Blockheizkraftwerk und einer Luft-Wasser-Wärmepumpe. So könnten niedrige Preise und eine gewisse Unabhängigkeit vom Ölpreis erzielt werden. Doch verlangt evb deutlich höhere Energiepreise als andere Strom- und Gasanbieter in der Region. Für die Heizkosten enthält der Vertrag eine Preiserhöhungsklausel, die an den Preis von leichtem Heizöl gekoppelt ist. Das ist laut Bundesgerichtshof für die alleinige Berechnung des Gaspreises unzulässig. Und noch eine Überraschung ist eingebaut: Nach 15 Jahren dürfen die Käufer die Energiestation für 35 000 Euro übernehmen. Ob die alte Anlage dann noch diesen Wert besitzt, ist sehr fraglich. Nicht genannt ist der Ausgangswert der Anlage.

 

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